Nicht anfangen - nicht verlieren.

Mein Name ist Stephan Leifeld. Ich bin verheiratet, Vater von sechs Kindern und arbeite im Bereich handlungsorientierter Gewaltprävention. Seit über 53 Jahren stehe ich nun „auf der Matte“. Diese Tatami bilden dabei mittlerweile einen Teil meiner Identität, einer Art Heimat sozusagen. Immer noch fühle ich mich zeitlos jung und sofort mit meinem Weg verbunden, sobald ich mich darauf bewegen kann. Dabei braucht es die Matte nicht wirklich physikalisch... weil ich auch auf einer Wiese, am Strand oder auf der Straße, ebenfalls sämtliche Techniken ausführen könnte - wenn ich will - oder müsste.

Genau an diesen letzten beiden Punkten ist aber das Hauptmotiv zu finden, warum ich diese Stilrichtung entwickelt habe: Der Wille und die Entscheidung für einen Kampf... Es liegt nämlich jedes Mal tatsächlich an einer Entscheidung, ob ich eine Technik ausführe - oder sogar welche Technik-, beim Kampfsport oder der Situation meiner Selbstverteidigung im Alltag. Neudeutsch wird das aktuell auch gerne Streetfight genannt. Dabei ist es genau dieser sogenannte Straßenkampf, in Verbindung mit zerstörerischer Wut; angereichert oftmals mit roher Körperlichkeit in einer Serie von Tätlichkeiten, nicht selten wie ein Monolog von Handlungsabfolgen demonstriert, was ich verabscheue - wobei ich mir in meinem Leben glücklicherweise, trotz Kämpferherz - stets den Luxus bewahren konnte, unter Druck eher angemessen hart - statt „übertrieben brutal“ zu handeln. Und eben hier mache ich den großen Unterschied aus, zwischen dem athletischen Kampfsport und der verinnerlichten Kampfkunst. Dabei kenne ich persönlich durchaus beide Settings: das auf der Straße - und das auf der Matte ...


Es entspannt, barfuss auf die Matte zu gehen, ein bisschen Bewegung zu haben; in meinem Alter nun nicht mehr mit dem Ehrgeiz verbunden, mich mit irgendwem messen zu müssen.


Japanische Kampfkünste halten über die Zeit in mir eine Art Feuer am lodern - und es macht mich wirklich glücklich, wenn ich mit diesem Feuer auch andere Menschen „anzünden“ kann. Grundsätzlich verfügt dabei auch jeder Mensch über ein eigenes Potential an geistiger und körperlicher Kraft. Diese Kraft kann trainiert werden, noch besser gesagt, geschult.


Ich gehe ferner davon aus, dass ein hohes geistiges Potential fehlende körperliche Kraft ersetzen kann - nicht aber umgekehrt. Also Techniken, das richtige Atmen, die Konzentration auf seinen Mittelpunkt und dieser bereits angesprochene Wille zu einer gelassenen Verteidigung sind der Weg, erfolgreich die negativen Energien des Angreifers zu kontrollieren. Eine eskalierte Situation erhält somit ihr Gleichgewicht zurück. Oder Menschen mit Handicap sind auch dazu in der Lage, aus dem Rollstuhl heraus, oder mit einem Gehstock, sich nicht wie ein Opfer zu verhalten.


Ich habe das persönliche Glück gehabt, in über dreißig Jahren in mehreren Städten - an Rhein, Ruhr, Lippe und Niers, - Selbstverteidigungs- oder Trainingsgruppen gründen zu können, aus denen dann einige Male auch richtige Vereine entstanden - oder zumindest Abteilungen von übergeordneten Vereinen. Die meisten dieser Gruppen sind heute noch aktiv, wenn sie zum Teil von ehemaligen Schülern trainiert werden - oder inzwischen andere Trainer haben. Darüber hinaus waren es in ganz Nordrhein- Westfalen diverse Schulen und andere Einrichtungen, die mir erlaubt haben, seit 2002 mein Konzept der Friedenserziehung zu unterrichten: Streitkultur gepaart mit Selbstverteidigung, um Kindern faustlose Alternativen zur unkontrollierten Körperverletzung bieten zu können.